Die Saxophone |
„Herzlichen Glückwunsch, dass Sie sich für ein Blechblasinstrument von [Firmenname] entschieden haben“ war in der Gebrauchsanweisung des marktführenden Instrumentenherstellers zu lesen. Rief dieser vollmundige Satz erst Ratlosigkeit hervor – sollte womöglich dem Saxophon die Gebrauchsanweisung einer Trompete beigefügt worden sein – wich sie doch bald grenzenloser Heiterkeit: peinlich, peinlich, in einen größeren Fettnapf konnte man nicht hineintreten! Der interessierte Leser wird sich jetzt vielleicht fragen, was denn an dieser Aussage so falsch sein mag, besteht doch das Saxophon ganz offensichtlich aus Blech. Um diese Frage zu klären, begeben wir uns auf einen kurzen Exkurs in die Entstehungsgeschichte des Saxophons.
Holzblasinstrumente haben den konstruktiven Nachteil, dass sie zwar in der unteren Oktave wunderschön weich klingen, sie können sich in dieser Tonlage jedoch gegenüber anderen Instrumenten nur schwer durchsetzen. Der belgische Instrumentenbauer Adolphe Sax, der sich bereits bei der Entwicklung tiefer Blechblasinstrumente hervorgetan hatte, nahm sich Mitte des 19. Jahrhunderts diesem Problem an und fand eine verblüffend einfache Lösung: Er ersetzte die zylindrische Innenbohrung einer Klarinette durch eine konische Bohrung, wie sie bei Blechblasinstrumenten üblich ist und erhielt somit eine Tonverstärkung ähnlich einem Sprachrohr. Ein solcher Instrumentenkörper ließ sich jedoch nur mit großem Aufwand aus Holz fertigen, das ideale Material hierfür war Metall. Damit war auch das Problem der enormer Instrumentenlänge zu lösen, die Schallröhre wurde zweimal gebogen, sodass sich die für das Saxophon so charakteristische S-Form ergab. Von der Klangerzeugung ist das Saxophon mit der Klarinette verwand – der Ton entsteht durch ein in Schwingung versetztes Schilfblättchen – und zählt daher zu den Einfach- Blattinstrumenten, einer Untergruppe der Holzblasinstrumente. Die Konstruktion des Saxophons ist jedoch nicht frei von Nachteilen: die Klangverstärkung des konischen Körpers führt auch zu einer Verstärkung von Unsauberheiten im Ton. Zudem lässt sich der Klangcharakter des Metallkörpers nicht verheimlichen. Der charakteristisch rauchige Ton eines „gut abgehangenen Saxophons“ führte zu dessen radikaler Ablehnung in der sinfonischen Musik, stellte aber für den Jazz einige Jahrzehnte später eine Offenbarung dar. Die enormen Möglichkeiten, die Klangfarbe nach den Vorstellungen des Interpreten zu verändern, machten das Saxophon zu einem der beliebtesten Instrumente der modernen Musik. |